Talking Trash - Müllreduktion im Alltag

von Christian


Habt Ihr schon einmal von „Zero Waste“ gehört? Das ist eine Bewegung mit dem Ziel, möglichst wenig Abfälle anfallen zu lassen und so einer nachhaltigeren Zukunft entgegenzustreben. Zugegeben, manche Beispiele wirken genauso abschreckend, wie inspirierend, denn einige Leute schaffen es, ihren kompletten Jahresabfall in ein kleines Schraubglas zu füllen. Gleichzeitig berichten viele davon, dass derartige Ergebnisse nicht leicht zu halten sind. In meinem Projekt wollte ich daher ausprobieren, wie weit man kommt, wenn man im Alltag einfache Schritte geht. Um mein Fazit an dieser Stelle schon einmal vorweg zu nehmen: Wenn jede/r Deutsche nur noch so viel Müll produzieren würde, wie ich in den vergangenen Monaten, dann würden sich unsere Haus- und Bioabfälle um fast 80 % reduzieren.

Holzbesteck, Obstnetz und Zahnputztabletten: Nur einige Hilfsmittel auf dem Weg in eine plastikarme Zukunft.
Holzbesteck, Obstnetz und Zahnputztabletten: Nur einige Hilfsmittel auf dem Weg in eine plastikarme Zukunft.

Wie komme ich auf diesen Wert? Ich habe meinen Restmüll und meinen Verpackungsmüll über einen längeren Zeitraum gewogen und dokumentiert – den Papiermüll habe ich nicht mitberechnet. Abgesehen davon ist bei mir kein weiterer Müll angefallen. Um die fehlenden Zahlen zum Papiermüll zu ergänzen, habe ich einfach die Menge meines Verpackungsmülls verdoppelt, da diese in etwa gleich hoch sein dürfte. Selbst wenn ich zur Sicherheit auch den Restmüll verdoppelt hätte, der deutlich höher ins Gewicht fällt, ließen sich auf Deutschland hochgerechnet immer noch 70 % der Haus- und Bioabfälle einsparen. Ich beziehe mich hier übrigens auf die Daten des Umweltbundesamtes.

 

Laut diesen Zahlen produzieren die deutschen Haushalte jährlich 22,997 Millionen Tonnen Haus- und Bioabfälle. Das entspricht mehr als der Hälfte aller Haushaltsabfälle (37,8 Mio Tonnen), in die getrennt erfasste Wertstoffe, Sperrmüll und sonstige Abfälle mit eingerechnet werden (14,861 Mio Tonnen). Die eingesparten 70-80 % Haus- und Bioabfälle übersetzen sich also circa in eine Halbierung aller Abfälle! Vorausgesetzt natürlich, jede/r reduzierte sein persönliches Abfallaufkommen auf meinen Wert.

Und so schwer ist das gar nicht! Ich kaufe mit Stofftragetaschen und Netzen für loses Obst und Gemüse ein, wähle bei Getränken immer die Mehrwegoption und nehme mir ein paar Behälter für Produkte aus dem Unverpacktladen, oder für Fisch oder Fleisch mit – auch wenn letzteres mittlerweile nur noch selten vorkommen. Produkte, die ich mangels Alternativen noch verpackt kaufe, sind beispielsweise Süßigkeiten, Aufbackbrötchen, Toast, Tiefkühlprodukte, Butter, Eier und Milch. Alles andere finde ich auch so.

Ob Zahnputztabletten, Kakaopulver, Müsli, Nudeln, Schokolade, Essig, Öl, Gewürze, Mehl, Seife oder Klopapier: Inzwischen gibt es fast alles unverpackt! Wenn nicht, dann greife ich lieber zur Papier-, als zur Plastikverpackung.

 

Obwohl ich Tiefkühlprodukte und Aufbackbrötchen erwähnt habe, koche ich meistens selbst. Brot und einige andere Lebensmittel bekomme ich gelegentlich von Freunden, die beim Foodsharing mitmachen. Ansonsten kaufe ich nur das ein, was ich wirklich brauche – und auch nur dann, wenn ich es brauche. Bei mir wird fast nie etwas schlecht, also muss ich auch kaum etwas wegschmeißen.

 

Ich könnte sogar noch mehr tun. Der Hauptbestandteil meines Restmülls sind Bioabfälle, die in meinem Wohnheim leider nicht getrennt abgeholt werden. Auch im Wohnheim meiner Freundin sieht es nicht anders aus. Mit einer Wurmkiste und einem selbstgebauten Bokashi (Foto links) plane ich bereits das nächste Experiment: Kompostierung, die geruchsneutral auch in der Wohnung möglich sein soll. Mal sehen, wie viel Abfall dann tatsächlich noch übrigbleibt, wenn kein Biomüll mehr im Restmüll landet...

Liebe Grüße

 

Euer Kolibri Christian

 

P.S. Eins noch! Zumindest in meiner Gegend (Bonn) ist das alles nicht sonderlich teuer. Ich schaffe es problemlos so zu leben und dabei bin ich Student.


Meine Checkliste:

Einkaufen mit Stofftragetaschen und Netzen

 

Nutzen von Unverpacktläden und Abfüllstationen (mit mitgebrachten Behältern)

  Eigene Behälter für Fisch und Fleisch

  Möglichst verpackungsfrei einkaufen, sonst Papierverpackung oder Glas bevorzugen

  Nur Mehrweggetränke kaufen

  Selbst kochen

  Nur kaufen was und wenn es benötigt wird

  Foodsharing und dazugehörige Apps nutzen

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Kommentare: 1
  • #1

    Geneviève (Mittwoch, 29 Juli 2020 15:26)

    Großartiger Beitrag lieber Christian !